Geschichte des Kloster Marienthal

Chronologische Darstellung mit Dokumenten

  1. Stiftung des Klosters durch Siegfried von Mügeln 1241
  2. Papst Innozenz IV. bestätigt 1249 das Zisterzienser Kloster
  3. Kloster St. Marienthal und das Leben der Nonnen
  4. Brand 1278 und Wiederaufbau bis 1295 durch Ablässe
  5. 1539 St. Marienthal und die Reformation, 1616 Feuersbrunst und weitgehende Zerstörung des Klosters
  6. Es folgen 350 Jahre als Staatsgut
  7. Dr. Ludolf Colditz erwirbt das Kloster 1892, Grabungen und Forschungen mit Oscar George. Colditz begründet die Klostergärtnerei GmbH, 1946 Enteignung der Familie Colditz in Folge der Bodenreform
  8. Das Kloster wird in der DDR zum Sitz der LPG Obstbau
  9. 1996 Gründung der Stiftung Dr. Ludolf Colditz Kloster Marienthal
  10. 2015 Geophysikalische Untersuchung von Lisa Goldmann
  11. Literatur zum Kloster Marienthal gestern und heute
Vogeltränke

1. 19.April 1241 stiftet Siegfried von Mügeln das Kloster St. Marienthal Sornzig

Siegfried von Mügeln (Mugelin überträgt dem von ihm gegründeten Nonnenkloster Marienthal (BVallis sandte Marie) im Dorf Sornzig (Sornzich) unter Zustimmung seiner Söhne und Erben die von dem Pfarrer Hertwic dem Bischof Konrad von Meißen aufgelassene Pfarrkirche dieses Dorfes mit ihrer Ausstattung (Dole) in Koschowe sowie ihren anderen Einkünften und jetzigen und zukünftigen Nutzungen. Ferner unterstellt er dieser Pfarrkirche als Tochterkirche die Burgkapelle in Mügeln die der Propst aus seinen Mitteln nicht zu verwalten braucht. Vielmehr sollen diesem von ihm oder den jeweiligen Burgbesitzern jeweils besondere Mittel dafür zur Verfügung gestellt werden, da die Kapelle keine besonderen Einkünfte besitzt

2. Papst Innozenz IV. bestätigt am 20.02.1249 in Lyon Kloster Marienthal Sornzig als Zisterzienserkloster

Zusammenfassung des unterstehenden Textes der Urkunde 00463 durch das Staatsarchiv Dresden:

Papst Innozenz VI. nimmt die Äbtissin und den Konvent des Zisterzienserklosters Marienthal (vasslis sancte Marie, = Sornzig) in der Diözese Meißen in seinen Schutz und bestätigt dessen Ländereien, Häuser, Besitzungen, Weinberge und andere Güter (Sacrosancta Romana ecclesia).

Beglaubigungsmittel SP an rot-gelben Seidenfäden -

Diese verdeutlichen die besondere Bedeutung des Dokuments, bei weniger bedeutsamen Besiegelungen wurden Hanffäden verwendet. SP Die päpstliche Bleibulle zeigen auf der hier dargestellten Seite die Köpfe des Apostel Paulus und Petrus sowie die abgekürzte Bezeichnung "S(ANCUS)PA(ULUS) S(ANCTUS)PE(TRUS), = Apostelstempel. Auf der anderen Seite des Siegels, hier nicht zu sehen, steht der Name des Papstes.

Originaldatierung Lugduni X. Kam. Martin, pontificati nostri, anno sento

Brief vom Papst Innozenz VI

3. Kloster St. Marienthal und das Leben der Nonnen

St. Marienthal war ein recht kleines Kloster. Die Zahl der hier lebenden Frauengemeinschaft soll ungefähr 15 bis 20 betragen haben. Die Nonnen und Novizinnen stammten wohl aus der unmittelbaren Umgebung. Sie gehörten dem niederen Adel an, der sich gerade im Mügelner Raum angesiedelt hatte. Das kommt deutlich bei den uns bekannten Nachnamen der Klosterfrau zum Ausdruck. So sind Fräuleins von Limbach und Gaudelitz als Nonnen bekannt, beides Orte in der Umgebung. S. Sornziger Geschichtsbuch S. 35

Nach einer Probezeit zur inneren Prüfung legten die jungen Töchter, die oft bereits als Kinder mit 6 oder 7 von ihrer Familie ins Kloster gebracht wurden, das Gelöbnis für ein Leben als Nonne ab. Mit dieser Entscheidung, sich als Braut Jesu segnen zu lassen, entsagten sie als Jungfrauen jedem weltlichen Leben. Novizinnen wurden nun zu Nonnen. Ihre Mitgift - z. B. ein Anteil an Gebäuden, Ländereien oder anderen Werten, der ihnen als Mitglied der Familie zustand, ging mit dem Gelübde in das Eigentum des Klosters über.

Gottesdienst in der alten Klosterkirche

Ora et labora, bete und arbeite. Acht mal am Tag versammelten sich die Nonnen in der Klosterkirche St. Marienthal Sornzig zum Gebet.

Einen gemeinsamen Gottesdienst zeigt obige, um 1900 entstandene Malerei im Auftrag von Colditz. Sie hing bis 1946 im Kloster ist bis heute im nahen Heimatmuseum Mügeln bewahrt. Das gilt auch für die folgenden Malereien.

Was wir uns heute kaum noch vorstellen können: Allein der Verzicht auf ein "weltliches Leben" bot damals Töchter die Möglichkeit, sich zu bilden, Heilkunde und das Lesen und Schreiben zu erlernen. Die Voraussetzung für ein Leben im Kloster war das Gelübde auf Lebenszeit.

In der Tradition ihres Ordens begründeten die Nonnen den Obstbau. Kloster St. Marienthal wurde so zur Wiege des Obstbaus in dieser Landschaft.

4. Brand 1278 und Wiederaufbau bis 1295 durch Ablässe

Dokumente aus der damaligen Zeit belegen, dass es sich bei dem Brand um eine Brandstiftung der Brüder von Blankenau handelte, die widerrechtlich auch die Gerichtsbarkeit in einigen dem Kloster zugehörigen Dörfern ausübten. "Die Sornziger Nonnen konnten sich mit ihren Untertanen nicht allein gegen die räuberischen Brüder von Blankenau schützen und mussten die Hilfe des Landesherren anrufen." Das war vergeblich, am Ende half ihnen nur die Zahlung eines Lösegelds. Aber: "Von dem Rechte, fremde Bischöfe um geistliche Handlungen zu bitten, haben die Nonnen von Sornzig reichlich Gebrauch gemacht, als ihr Kloster von den schon genannten Brüdern von Blankenau verbrannt worden war." (Oschatzer Heimatflur Mutterland 1/1926) Den Wiederaufbau des Klosters bis 1295 ermöglichten verschiedener Ablässe.

Malerei Grosser Brand 1278

5. 1539 St. Marienthal und die Reformation, 1616 Feuersbrunst und weitgehende Zerstörung des Klosters

Im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit ändern sich auch die Bedingungen des Klosterlebens. Es gab Regelverstöße, auch das Armutsgebot galt oft nicht mehr. Persönliche Einnahmen wurden zunehmend geduldet, und die Absage an die irdische Welt war nicht mehr selbstverständlich.

Tafel zum Kunstwerk 'Die jungen Frauen'

Der Meißner Bischof von Schönberg kommt nach seinem Amtsantritt 1463 zu einer Visitation ins Jungfrauenkloster Sornzig und fordert eine strikte Einhaltung der Ordensregeln. Er ordnet an, dass Sprechen nur noch zwei Stunden am Tag gestattet ist - eine in der Früh und die andere am Abend - im Remter, dem Versammlungssaal in Anwesenheit der Äbtissin.

Keine Nonne dürfe weltlichen Schmuck tragen, Hunde halten, Gelder entlehnen oder annehmen, Käufe und Verkäufe abschließen und sich in weltlichen Kleidern zeigen oder ohne Urlaub das Kloster verlassen.

1517 veröffentlicht Martin Luther 95 Thesen zur Reform der Kirche, die wie ein Erdbeben wirken. Den Sornziger Nonnen wird bekannt, dass die Nonne Katharina von Bora am Karfreitag 1523 mit 12 Nonnen aus dem nahen Kloster Nimbschen versteckt in Fischfässer geflohen sind. Am 28.04.1523 fliehen aus Kloster Marienthal die Nonnen Katharina von Kutscher, Hedwig von Lutsch, Margaretha, Mechtild und Agnes von Heinz und Christine von Hauspergk. Ihr Fluchthelfer, der Mittweidaer Bürger Hinrich Keller, wird enthauptet. (Sornziger Geschichtsbuch S. 49 - 52.)

Malerei 1539 wird das Kloster aufgehoben

"Die jungen Frauen", die Glasskulptur vor dem Klostereingang von Hartsch, erinnert an die geflohenen Nonnen. Näheres erläutert der QR Code.

Mit der Reformation wurde der Wandel zur Neuzeit eingeleitet, so Andreas Lobe in "Das Mügelner Land und die Reformation" (2018).

Hier nur zwei Hinweise zum Kloster Marienthal: Nach der Reformation und der Aufhebung des Klosters zerstört 1616 eine große Feuersbrunst die Klosteranlage weitgehend. Weder geistliche noch weltliche Herrscher verhindern Plünderungen bzw. das Ausschlachten der Klosteranlage als Materialquelle für Bauvorhaben ringsum. So sollen auch das prachtvolle romanische Portal aus rotem Porphyr und die Glocken der Kirche in Ablaß aus der Klosterkirche stammen, so Dr. Friedrich Prüfer 1925 (s. Sornziger Geschichtsbuch S. 130).

Prachtvolles romanisches Portal

6. Es folgen 350 Jahre als Staatsgut

Marientthal ist nun ein staatliches Klostergut, verwaltet vom Klostergut Sornzig. Neue Zeiten, neue Machtverhältnisse und schwere Zeiten, geprägt von Krieg, Verwüstungen und immer wieder auch politischen Veränderungen. 1584 verspricht Kurfürst August seinem Leibarzt Dr. Paul Luther - Sohn des Reformators - Sornzig als Erblehen. Dieser stirbt vor Antritt des Erbes. 1652 beansprucht sein Nachkomme Johann Martin das Erbe. Der regierende Kurfürst Johann Georg I. will jedoch Sornzig behalten und bietet ihm eins der im Dreißjährigen Krieg zerstörten, herrenlosen Güter als Ersatz an. Luther entschied sich für das Rittergut Hohburg. Das Klostergut geht an den adligen Kammerpräsidenten Johann Friedrich von Burkersroda.

Bis 1892 gab es wiederholte Wechsel der Herrschaft im Klostergut Sornzig, nachzulesen im Sornziger Geschichtsbuch (s. Literaturverzeichnis S. 56 - 97).

7. Dr. Ludolf Colditz erwirbt das Kloster 1892, Grabungen und Forschungen mit Oscar George. Colditz begründet die Klostergärtnerei GmbH, 1946 Enteignung der Familie Colditz in Folge der Bodenreform

Das Kloster Marienthal zu Sornzig um das Jahr 1300

Die Forschungsergebnisse von Colditz und dem Architekten Oscar George - die ersten zum Kloster, die überhaupt bekannt sind - wurden in dem Band "Vergilbte Blätter, Wahres und Wahrscheinliches aus Mügeln alter Zeit" 1893 in Leipzig in acht Kapiteln veröffentlicht.

Damit die darin beschriebenen Verhältnisse und Darstellungen - wie die obige vom Kloster um 1300 - dem mit der Kulturgeschichte des Mittelalters nicht Vertrauten verständlich werden, stellt Colditz zunächst die beiden damaligen Bevölkerungsgruppen vor, die slawische und die deutsche Anfang des 10. Jahrhunderts, dann die Besitzverhältnisse, Produktionsmethoden und Ziele der Herrscher ab Heinrich I., die Christianisierung und Einführung der deutschen Sprache 1327.

Das Kloster Marienthal zu Sornzig um das Jahr 1300 - Landkarte

Es folgen unter IV. Ausführungen zur Besiedlung durch deutsche Bauern in der Gegend um Mügeln. V: Der Einfluß deutscher Klöster auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Gegend um Mügeln und dann in Kapitel VI. Die Abtei Marienthal in Sornzig. - Es sei keine sehr große, eher unbekannte gewesen. VII. Das Kloster Sornzig - nach Aufhebung der Abtei Marienthal 1539. In Kapitel VIII. Die Ausgrabungen in den Gärten des Klostergutes Sornzig.

Das Kloster Marienthal zu Sornzig um das Jahr 1300 - Grundriss

Die Zeichnungen zum Kloster und die Landkarte - gezeichnet vom Architekten Oscar George - entstanden zum einen auf Grundlage dessen, was damals über die Bauweise der Zisterzienser Klöster bekannt war, und zum anderen auch auf den vorgefundenen Gegebenheiten zu Colditz Zeit vor Ort.

Immer gab es in Klöstern einen Inneren Bereich für die Mönche oder Nonnen, dessen Betreten Fremden verboten war. Anderes galt für den weiteren Klostergarten, in dem auch die Laien, die Konversen, arbeiten, die kein Gelöbnis auf weltliche Abkehr geleistet hatten. Wir erkennen auf der Karte des Klostergeländes den Klosterteich, dahinter den Hasenbach, der hier als "Der wilde Bach" ausgewiesen ist. Nach heutigem Wissen kann sich der Kreuzgarten für die Nonnen jedoch nicht wie auf dem Grundriss außerhalb des inneren Quadrats der Klosteranlage befunden haben, sondern im inneren Geviert der Anlage. Der damalige Mauergarten - ebenfalls gezeichnet vom Architekten Oscsr George auf der Landkarte - für das Jahre 1300, entspricht in Fläche und Lage der heutigen Streuobstwiese und vermutlich den Verhältnisse um 1893.

Am Giebel der Klosterscheune erinnert eine Tafel an Dr. Ludolf Colditz. Sie besteht aus rotem Porphyr, also dem gleichen Material wie der heutige Altar im Kreuzgarten unter den beiden Blutbuchen, neben der Klostermauer, wo zu Colditz Zeiten der Standort der Klosterkirche angenommen wurde.

Erinnerungstafel an Dr. Ludolf Colditz

Colditz begründete die Klostergärtnerei 1893 mit hervorragenden Fachleuten. Neue Züchtungen, die auf deutschen Landwirtschaftsausstellungen 1906 mit Silber- und Goldmedaillen ausgezeichnet wurden, wurden überall bekannt. Eine damals ganz neue Geschäftsidee war es, die früh in Sornzig gepflückten Erdbeeren in Schächtelchen auf Lindenblätter zu packen, sie nach Dresden zu bringen und dort am Morgen als Delikatesse zu verkaufen.

Colditz war auch Mitbegründer des Obstbauvereins Sornzig am 18.10.1895. Dieser wurde 2002 neu gegründet und hat maßgeblich zum Erhalt der von ihm ab 1996 neu geschaffenen Obstwiesen auf dem Klostergelände beigetragen.

LPG Ostproduktion Dürrweitschen

In Folge der Bodenreform wird die Familie Colditz enteignet und des Kreises verwiesen, obwohl Dr. Ludolf Colditz, gleichnamiger Sohn des 1909 verstorbenen DR. LC, weder der NSDAP noch einer ihrer Organisationen angehörte. Das Klosterland und das der GmbH betrug weit weniger als 100 ha, das Kriterium für "Großgrundbesitz." Colditz klagte gegen die Enteignung und bewirkte eine Rücknahme des Beschlusses durch die Sowjetische Miilitäradmiinistration(SMAD). Dieser wurde jedoch in der Folge nicht durch die DDR Behörden umgesetzt.

8. Das Kloster wird in der DDR zum Sitz der LPG Obstbau

Eine Zeitlang werden hier auch Lehrlinge für die Obstproduktion ausgebildet. Infolge des Krieges kommen viele Flüchtlingsfamilien, vor allem aus Schlesien, nach Sornzig, manche von ihnen finden im Kloster im 1. Stock für einige Jahre eine neue Heimat. - Die Räume im 1. Stock werden bis in die frühen 90er Jahre, bis zum Auszug der LPG Obstbau, weiter als Wohnungen genutzt.

Lehrlinge Obstproduktion

9. 1996 Gründung der Stiftung Dr. Ludolf Colditz Kloster Marienthal - Entwicklungen bis zum Jubiläum 780 Jahre Kloster Marienthal und 25 Jahre bestehen der Stiftung

Colditz Nachkommen, die Stifter, wollen das Kloster erhalten. Es soll ein Ort der Begegnung werden, eine Bildungsstätte. In guter Zusammenarbeit mit dem Heimatforscher Gottfried Massanek und der Stiftung erscheint im Jahr 2000 das "Sornziger Geschichtsbuch", herausgegeben von der Gesellschaft zur Förderung der Berufsbildung und Berufstätigkeit in Leipzig e. V. - Autoren sind die Dipl. Historikerin Heike Boden, die Dipl. Bibliothekarin und Dokumentaristin Hannelore Pötschke sowie der Journalist Matthias Pohle. Das Buch ist bis heute eine Fundgrube für Geschichtsinteressierte.

Blühende Obstwiesen, so auch die Streuobstwiese mit alten Sorten und einem "Klassenzimmer im Grünen" für die "Grundschule auf der Höhe" in Neusornzig entstehen ab 2001/02 nordöstlich vom Kloster. Im Herbst ernten hier die Schüler und Lehrerinnen unterstützt vom Obstbauverein Sornzig und einigen Eltern als Helfern geerntet. Die erst geschüttelten, dann gesammelten Früchte werden im Klosterhof gewaschen und zu Apfelsaft für das gemeinsame Schuljahr gepresst.

Seit 2001 werden bis heute rund um das Kloster Bäume gespendet: zu besonderen Ereignissen wie einer Taufe, dem Schulanfang, einer Konfirmation, Hochzeit, einem runden Geburtstag oder als Erinnerung an einen geliebten Menschen, der diesen Ort liebte, ihm verbunden war. Bis 2003 wird das Kloster im Erdgeschoss und im 1. Stock denkmalgerecht saniert und feierlich eröffnet.

Ziele der Klosterstiftung

§2 (Stiftungszweck)

  1. Die Stiftung hat den Zweck, im Rahmen der jeweils vorhandenen Geldmittel das im Jahre 1241 gegründete Zisterzienserinnenkloster Marienthal zu erhalten, den Heimatgedanken zu pflegen und die Klosteranlagen als Begegnungsstätte insbesondere für kirchliche, kulturelle und politische Bildungsveranstaltungen zur Verfügung zu stellen.
  2. Der Stiftungszweck soll insbesondere
    • durch Sicherung und Erhaltung des historischen Klosters und seines kulturellen Erbes, durch Erforschung, Aufarbeitung und Darstellung der Geschichte des Klosters und seines Wirkens
    • durch Einrichtung und Unterhaltung einer modernen Begegnungsstätte mit dem Ziel, das offene und demokratische Gespräch zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen, zwischen den Generationen sowie zwischen Menschen in Ost und West zu fördern, insbesondere auf dem Gebiete der europäischen Integration und der Völkerverständigung
    • durch Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden der Denkmalpflege
    • durch Zusammenarbeit mit der Gemeinde Sornzig-Ablaß und den dem Umkreis von Sornzig zugehörenden Heimat- oder heimatverbundenen Verbänden, Vereinen und Einrichtungen
    • durch Information über den Land- und Obstbau in der Tradition von Dr. Ludolf Colditz
    • durch Pflege der Erinnerung an den Gründer der Klostergärtnerei Dr. Ludolf Colditz
    erfüllt werden.

Von 2003 - 2007 pachtet "Bio im Obstland" das Kloster, u. a. werden Fortbildungen mit Bundesmitteln für Jugendliche organisiert wie auch Umschulungen für durch die politische Wende freigesetzte Arbeitskräfte. (s. Sornziger Heft 2004, S. 28 -32 I. Schönbrodt und H. Oestrreicher).

Abriss des Wohnblocks auf dem Klostergelände

Rückbau von zwei der vier von der LPG Obstbau in DDR Zeiten ab 1977 erbauten Wohnblöcke zwischen der Martin-Lutherkirde (1810) und dem Klosterteich auf dem Klostergelände, ausgeführt im Auftrag der 1990 gegründeten Obstland AG Dürrweitzschen.

Kulturelle Entwicklungen im und um das Kloster in Kooperation mit Stiftung seit 2007 sind unter www.klostersornzg.de nachzulesen, insbesondere in der Rubrik "Uuml;ber uns" unter Aktuelles und Presse.

Zum Stiftungsfest 1996 erschien 1997 zur Dokumentation der Entwicklung erstmals ein "Sornziger Heft", dem folgten fünf weitere mit auf Sornzig bezogenen Beiträgen, so 2004 vom Landeshistoriker Prof. Dr. K.Blaschke, dem Landeskonservator Prof. Dr. Dr. H. Magirius, FB Leiter Gartenbau Pillnitz Dr. Wackwitz, der Äbtissin von St. Marienthal, dem Leipziger Regierungspräsidenten W. C. Steinbach, Gottfried Massanek, Bürgermeister Winkler und Bio im Obstland.

In drei Heften "Willkommen im Obstland Begegnung, Bildung, Erholung" sowie dem Fotoheft "Mein Sornzig lob' ich mir, im Frühling, Sommer, Herbst und Winter" ist auf insgesamt 250 Seiten kurzweilig Wissenswertes zum Kloster und drumherum von Sornziger Interviewpartnern zu erfahren: über den Ort, jährliche Feste, reizvolle Wege, Berichte zu Seminaren, auch lokale Rezepte. Die Sornziger Hefte gibt es im Kloster, auf Wunsch werden sie auch versandt.

Das Kloster verstand sich als ein Ort der Liebe zu Gott. Heute ist das Kloster wieder ein gemeinschaftlicher Ort, - auch der Freundschaft und Liebe. Seit dem Jahr 2016 kann und wird im Kloster auch standesamtlich geheiratet.

Standesamtliche Trauung im Kloster.jpg

Zeit und Aufmerksamkeit für historische Fragestellungen fand sich im neuen Jahrtausend mit dem Besuch von anderen Klöstern in Sachsen, so auch von St. Marienthal an der Neiße, einem seit der Gründung bis heute aktiven ehrwürdigen Zisterzienserinnen Kloster.

Zu neuem Wissen trug nun auch die Teilnahme an Fachtagungen zu und von Klöstern in Sachsen bei. Dabei stellte sich heraus, dass Kloster Marienthal in Sornzig zwar zunächst, wie auch in der päpstlichen Bestätigung durch Innozenz IV erwähnt, ein Kloster der Zisterzienserinnen war, später wurde es jedoch nicht mehr als solches dokumentiert. Die Zisterzienser verstanden sich gegenüber den eher weltlich orientierten Benediktinern als ein strenger Reformorden. Diesen Anforderungen an ein weltabgewandtes Leben hat das Sornziger St. Marienthal offenbar nicht mehr genügt, wie bereits aus dem hier dokumentierten Visitationsbericht von Bischof von Schönberg deutlich wurde. Ob es zu der "Rückstufung" zu einem Benediktiner Kloster ein Dokument gibt, dazu ist uns bislang nicht bekannt.

Ludolf Colditz, Autor der "Vergilbten Blätter", war keineswegs der Ansicht, dass seine Gedanken zur Klostergeschichte immer Gültigkeit haben würden: "Sie erheben nicht den Anspruch als kulturgeschichtliche Darstellung betrachtet zu werden. Sie sind ein Versuch, aber nicht mehr als ein Versuch, das Dunkel zu lüften, das auf der ältesten Geschichte Mügeln liegt. Sie gehen vielfach von Annahmen aus, die subjektiv gerechtfertigt sind und doch zu objektiv irrthümlichen Schlüssen verleitet haben können. Sie sind bestimmt, Interesse an einer längst vergangenen Zeit zu erwecken und zu einer Beschäftigung mit ihr anzuregen. Sollten sie dazu führen, daß eine berufene Hand auf Grund der mehr als hundert Urkunden der ehemaligen Abtei Marienthal, die ungedruckt und unbekannt im Hauptstadtarchive zu Dresden liegen, die Geschichte der Stadt Mügeln und der Abtei Marienthal vom wissenschaftlichen Standpunkt aus behandelt, so würden sie ihren Zweck erfüllt haben." Leipzig, den 19. November 1893 Ludolf Colditz

10. 2015 Geophysikalische Untersuchung im Klostergelände von Lisa Goldmann, Universität Leipzig

Die hier in Auszügen dokumentierte Arbeit beginnt mit einem historischen Abriss von der Gründungszeit der Klöster in Sachsen in der Mitte des 12. Jahrhunderts und deren Bauweise bis hin zur Gründung von St. Marienthal in Sornzig und der Säkularisierung 1539.

Einleitend schreibt Lisa Goldmann:

"MOTIVATION

Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster St. Marienthal bei Mügeln (Sachsen) ist bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts Gegenstand heimatgeschichtlicher Forschung, als der Leipziger Jurist und Kaufmann Dr. Ludolf Colditz die Historie der Anlage erstmals umfassend aufarbeitete. Gemeinsam mit seinem Architekten rekonstruierte er die Gestalt der ursprünglichen Abtei, wobei er sich zum Teil auf Grabungsfunde stützte. Da diese jedoch nicht überliefert wurden, soll eine erneute Untersuchung des Areals seine Forschungsergebnisse mit Hilfe geophysikalischer Methoden überprüfen.

In der Archäologie nehmen zerstörungsfreie Prospektionsmethoden eine immer wichtigere Bedeutung ein. Insbesondere Magnetik-, Georadar- und Geoelektrikmessungen werden bevorzugt angesetzt, da sie Oberflächen nahe Bereich hochauflösend abdecken können. In Kombination mit der Auswertung historischer Quellen und interdisziplinärer Untersuchungen können sie...

"FAZIT:

Mit Hilfe dreier geophysikalischer Methoden wurden verschiedene, räumlich korrigierbare Strukturen identifiziert. Insbesondere durch die kombinierte und zusammenfassende Auswertung der Messergebnisse konnten diese Strukturen und Objekte charakterisiert und teilweise in einen zeitlichen Kontext eingeordnet werden. Hinweise auf jüngere Bebauungen lieferten dabei historische Dokumente.

Es ist davon auszugehen, dass das im westlichen Teil des Areals lokalisierte Gebäude zur Klosteranlage gehörte. Über die tatsächliche Lage der ehemaligen Kirche können hingegen lediglich Vermutungen angestellt werden. Der Grundriss Colditz' muss jedoch in jedem Fall korrigiert werden. Die Überreste, welche er als Kirchenmauern interpretierte, stammen aus einer jüngeren Bebauung. Eine dreischiffige Kirche erscheint aufgrund der wenigen Klosterbewohner zu groß. Auch das Wohngebäude, bzw. Schwesternhaus wurde erst im 18. Jahrhundert erweitert und war ursprünglich deutlich kürzer. Die Ausdehnung der Klosteranlage muss damit insgesamt kleiner gewesen sein, als von Colditz angenommen. Auch die These einer offenen Anlage ohne Kreuzgang, wie sie MOHN 2006 statuiert, kann nicht sicher widerlegt werden. Das Fehlen des Ostflügels sowie das Vorhandensein freistehender Gebäude konnte bereits in anderen Nonnenklöstern belegt werden.

Rekostruktionen

Zwei mögliche Rekonstruktionen des Klosters werden in Abbildung 5-1 dargestellt. Abb. 5-1a orientiert sich dabei an dem Grundriss Colditz' und korrigiert diesen hinsichtlich Dimensionierung und Ausrichtung der Gebäude. Rekonstruktion b geht von einer offenen Anlage mit einer deutlich kleineren Kirche und fehlendem Ostflügel aus."

Ähnlich wie Dr. Ludolf Colditz in den "Vergilbten Blättern" von 1893 beendet Lisa Goldmann ihre geophysikalische Forschungsarbeit von 2015 mit einem Blick in die Zukunft:

Auf Grund der intensiven Überbauungen ist eine endgültige Rekonstruktion des ursprünglichen Klosters St. Marienthal sehr schwierig. Zukünftige Untersuchungen sollten noch interdisziplinärer arbeiten und auch die Expertise von Kunsthistorikern und Archäologen einbeziehen. Suchgrabungen an ausgewählten Stellen können dazu beitragen, das Gesamtbild zu ergänzen. Um ein möglichst lückenloses Abbild des Untergrundes zu erstellen, müssen sich weitere Messungen anschließen, die noch mehr Teilflächen abdecken.

Die 2022 im Eingang zum ehemaligen Kreuzgarten des Klosters St. Marienthal aufgestellte Informationstafel informiert darüber, wie es hier nach heutigem Wissensstand vor annähernd 900 Jahren ausgesehen haben könnte. Gesichert belegt, weil noch existente, ist jedoch allein der Standort des ehemaligen Schwesternhauses wie auch die Tatsache, dass diesem gegenüber eine Klosterkirche gestanden hat. Der Brand von 1616, Plünderungen wie vor allem auch zahlreiche "anthropogene Überlagerungen" (Lisa Goldmann) in späteren Jahrhunderten - wie auch in anderen, in der Reformation aufgelösten Klöstern in Sachsen - verunmöglichen bislang verlässliche Informationen über die damaligen Bauten wie auch über den Lebensalltag in dem über 350 Jahre bestehenden Kloster St. Marienthal.

Heute steht mittig im Kreuzgarten, umgegeben von Wacholdernzypressen, eine steinerne Sitzgruppe: drei Bänke und ein Tisch. Sie wurde zu DDR Zeiten angelegt und war vielleicht schon damals für die in der LPG Verwaltung Beschäftigten im Kloster ein Ort für Pausen oder zum Feiern nach getaner Arbeit.

Steintisch und Steinbänke

In den Kreuzgärten der Zisterzienser findet man im Zentrum einen Brunnen oder symmetrisch angelegte Blumenrabatten - ein Zentrum, gestaltet für den Weg zur Klosterkirche, zur Besinnung und inneren Einkehr für die im Kloster lebenden Nonnen oder Mönche.

Die Mitte des heutigen Kreuzgartens - eine Oase der Ruhe heute - wirkt wie eine zeitgemäße Übersetzung vom Sinn und der Bestimmung eines Kreuzgartens früher in unsere Zeit. Heute wird dieser Platz von Anwohnern wie von Gästen gern für eine Rast, zum Entspannen und Verweilen genutzt.

11. Literaturverzechnis

  • Colditz, Ludolf, Vergilbte Blätter, Wahres und Wahrscheinliches aus Mügeln alter Zeit, Leipzig 1893
  • GBB e.V. Leipzig (Hg), Das Sornziger Geschichtsbuch (336 Seiten)Leipzig 2000, Autoren Heide Boden, Hannelore Pötschke, Matthias Pohl
  • Goldmann, Lisa, Kombinierte geophysikalische Untersuchungen am ehemaligen Zisterzienserinenkloster St. Marienthal /Sornzig, Masterarbeit, Institut für Geophysik, Universität Leipzig, 2015
  • Innozenz IV 1244, Dokument 00463 im Staatsarchiv Dresden
  • Lobe Andreas, Dias Mügelner Land und die Reformation, in : Kleine Mügelner Schriften- und Mitteilungsreihe, Heft Nr. 13 (2018), Herausgeber Mügelner Heimatverein "Mogelin"
  • Oschatzer Heimatflur Mutterland, Beilage des "Oschatzer Gemeinnützigen" Nr. 1 Januar 1926, erhalten über das Stadtarchiv Oschatz 8/2021
  • Siegfried von Mügeln 1241, Dokument 00365 im Staatsarchiv Dresden v
  • Sornziger Hefte, 1997, 2004, 2009, 2010, 2011, 2013 (ca. 300 Seiten)
  • Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden, 1001 ältere Urkunden, Nr. 00463
780 Jahre Kloster Sornzig

Copyright für den Text, alle Darstellungen und Fotos bei Bettina Schubert Stiftung Dr. Ludolf Colditz